07.12.2011
Nach einer sehr kalten Nacht und einer noch kälteren Dusche ging es im Bus zum National Park Eingang. Wir haben uns für eine kurze - knapp zweistündige Wanderung um Lake Dove entschieden. Sehr schöner Blick auf den Cradle Mountain sowie den Lake Dove, ein toll angelegter Rundweg, also ein willkommener Start in den Tag. Danach ging es quer durchs Land ins Tamar Valley, der Weingegend Tasmaniens. Weinanbaugebiet sieht hier dann so aus, dass man auf einem 800qm großen Grundstück ein paar Reben pflanzt und dann mal wartet was passiert. Die Tasmanischen Weine sind jetzt nicht gerade von der Sonne verwöhnt, aber dennoch sehr schmackhaft, wie Riesling und Cabernet Sauvignon zeigten.
Der von uns ausgewählte Campingplatz lag sehr schön am Ende des Tamar River, kurz bevor dieser in die Bass Strait – dem Stück Wasser das Australien und Tasmanien trennt – fließt. Die Ecke ist eine ausgesprochene Urlaubsregion, was schon zeigte, dass wir nur 4 Gruppen auf dem Campingplatz waren. Die abendliche Rundfahrt in die umliegende Dörfer war dann gekennzeichnet von Ruhe, hier liegt außerhalb der Ferien alles brach. Zum Essen gab es Steaks und Geflügelsticks vom Barbeque Grill, wobei wir dieses Mal für Grillen und Duschen bezahlen mussten – dafür war Musik in der Dusche.
08.12.2011
Die Nacht verging gut, mit Wecker aufgestanden, früh im Freien gefrühstückt, bei nun angenehmeren Temperaturen und dann weiter in Richtung Osten. Kikki hatte schon zu Hause einen Golfplatz in the middle of nowhere ausfindig gemacht, den Thorsten spielen sollte. Als wir im Barnbougle Dunes Golf Links ankamen gab es dann gleich mehrere Überraschungen: obwohl nix drumrum los war, standen etliche Autos auf dem Parkpplatz, neben dem Clubhaus lag ein Flughafen für Privatjets (es standen auch drei kleinere Jets da, den Camper haben wir direkt daneben geparkt) und im Inneren dann die Tafeln, dass der Platz der schönste Platz in ganz Australien ist und zu den Top 50 Plätzen auf der ganzen Welt gehört, bzw. in diesem Ranking auf Platz 35 liegt!!!. Nach nur rund 100 Dollar Greenfee (also um die 70 Eus) ging es dann ab zwischen die Dünen, an jedem zweiten Loch Blick aufs Meer und viel viel Sand. Einfach klasse, aber so hügelig, dass keine Carts fahren konnten, weshalb wir nach etwas mehr wie 3 Stunden erschöpft zu Fuß und braun gebraunt zurück waren. Nachdem Einträge im Gästebuch zeigten, dass man hier locker 7 Bälle verlieren kann, sind die 2 Verlustbälle von Thorsten wohl als Erfolg zu vermerken.
Auf der Weiterfahrt nach St. Helens durfte dann Kikki ans Steuer. Was die Tage zuvor immer als Scherz gedacht war entpuppte sich dann als traurige Wahrheit: immer wenn Kikki am Steuer sitzt, werden die Highways schmaler, die Berge steiler und die Kurven enger. Kikki hat heute noch Muskelkater in den Oberarmen. Übernachtet haben wir dieses Mal in einer Cabin auf dem Campingplatz, weshalb lest ihr bei Kikkipedia. Abendessen gab es im Restaurant, sündhaft teuer und weniger gut, aber wohl die einzige Empfehlung die man uns geben konnte.
Kikkipedia mal anders – Camping mit Devils:
Eines vorweg: Camping ist in Australien und Tasmanien der große Renner, und in jedem Falle empfehlenswert wenn man viel sehen und erleben möchte. Was wir nur für uns festgestellt haben ist, dass man hierzu a) das richtige Reisemobil benötigt, b) Campingfan sein muss und c)guten Schlaf und guten Rücken braucht:
A) unser kleiner Camper ist eine Art Van mit hochgebocktem Dach, Schlafplätze für bis zu 5 Leute und kleiner Küche. Was wir aber die ersten Tage schon festgestellt haben war, dass wir zuviel Gepäck dabei hatten (2 Reisetaschen), diese überall im Camper schon rumkamen und wir am Tag rund 30 Minuten mit hin und her räumen verbracht haben – das war schon etwas nervig.
B) Nachdem wir ja ausreichend Erfahrung mit Zelten, Campingplätzen etc. in der freien Natur hatten (Südafrika, Northern Territory, etc.) ist Camping ohne Abenteuer eher was für Enthusiasten. Am Abend auf dem Campingplatz stehen, sich ständig im Weg rumstehen, keine Möglichkeit mal nett auf dem Sofa / Bett zu liegen und das „Abends die Tür zuziehen“ ist dann eher nicht unseres. Wie gesagt, mitten im Busch, mit Wildlife etc. sehr cool, aber nicht in einem Erholungsurlaub mit Roundtrip.
C) Die extrem harten Kissen und Bretter auf denen wir schliefen, die kalten Temperaturen und der steife Nacken der Thorsten ereilte haben für relativ unerholte Gesichter jeden Morgen gesorgt. Der Nacken war zum Schluss so schlimm, dass wir Cabins wählten um auf Matratzen zu schlafen.
Fazit für uns: es war eine Erfahrung wert mit dem Camper zu reisen, wir hätten aber eine etwas größere Kategorie wählen sollen, um zumindest das Thema Gepäck und Stauraum zu klären. Auch wäre es sicher besser gewesen, erst eine Woche Erholung einzuplanen um dann ausgeschlafen und entspannt eine Woche mit dem Camper zu reisen. Hinzu kommt, dass der Stellplatz pro Nacht auch an die 40 Dollar kostet (je nach Region) und der Camper scho a bissle mehr als ein kleines Mitauto.
09.12.2011
Und wieder ein Tag an dem uns morgens der lösliche Kaffee aufweckte und wir Zuckermarmelade (mit den Früchten wird hier eher gespart!) und Erdnussbutter zum Energieladen auf unser Brot schmierten. Ab in den Bus und rein ins Dorf, hier dann Internet an, Bilder und Texte hochladen und Postkarten versenden. Die Fahrt führte uns dann an der East Coast entlang, stets die Tasman Sea (das Stück Meer zwischen Tasmanien und Neuseeland) auf der linken Seite. Ziel war der Nationalpark Freycinet, nicht zu verwechseln mit Kopfweh-Sekt in der Heimat. Dort angekommen dann wieder eine Cabin, kurzes Refreshment und ab in den Nationalpark. Wir haben uns dort für einen Walk zur Wineglass Bay entschieden, etwas steiler wie gedacht, aber dennoch gut angelegt. Nachdem wir oben auf dem Lookout standen, der Wind und die Wolken uns um die Ohren fegten, haben wir den Gang runter an den Strand abgeblasen und sind nach einigen Fotos wieder zurück. Der Ausflug war zwar sehr nett, doch wer schon mal die Whitsunday Islands gesehen hat, den haut das nicht mehr wirklich um.
Kikkipedia – mal wieder: Adiaten:
Kurzer Ausflug in die Multi-Kulti-Welt, bitte hierzu auch alle anderen Berichte unserer Reisen vorab lesen. Natürlich sind auch heuer Adiaten wieder am Start. Was uns dieses Mal auffällt, und im Freycinet NP insbesonders ist die völlig Ignoranz von öffentlichen Hinweisen: so stand an dem nun wirklich steilen Weg eingangs ein Schild, dass man doch bitte sicheres Schuhwerk tragen sollte und auch Kleidungstechnisch auf Wanderung eingestellt sein sollte und was war: die Adiaten waren in Kleidern und in Flip-Flops unterwegs (Doku siehe Bilder).
Auf dem Rückweg noch nen Leuchtturm unsicher gemacht und gegen vier Uhr waren wir dann zurück. Kikki, die nach Thorstens abenteuerlichen Wombatvertreibung nun auch mal hollywoodmäßig „Äktschen“ rein bringen wollte, ist dann erstmal durch die geschlossene Balkontür gesprungen, es blieb aber dabei, dass Kikki in der Cabin stand, der Kaffee an der Scheibe klebte und das Fenster heile blieb (gut dass nicht mehr passiert ist). Der Abend klang dann mit Bier, Bushtucker Stew und Gnocchi sowie mit Berichte und Karten schreiben aus.
10-12-2011
Sozusagen unser letzter Tag unterwegs mit dem Camper. Eher unspektakulär, wir waren früh in Hobart, haben auf einem nicht wirklich schönen Campingplatz Nähe Flughafen eingecheckt und sind dann nochmals rund 90 km Richtung Port Arthur gefahren. Dort, ein nur rund 200 Einwohner zählendes Dörfchen, steht ein altes Gefängnis, das seine Blütezeit im 19. Jahrhundert hatte und sozusagen die Urquelle der tasmanischen Vergangenheit und Besiedlung ist. Wir fanden es zwar nett, so hat man in der Ausstellung „einen Gefangenen zugewiesen“ bekommen, dessen Lebensgeschichte man nachvollziehen konnte. Man muss wohl aber schon Australier oder Tasmanier sein, um die gesamte historische Anlage zu „verstehen“ und vor allem so zu lieben, dass man Jahrespässe (!) am Eingang bucht. Nichtsdestotrotz wirklich eine Reise wert, sehr gut restauriert und vor allen Dingen sehr schön erläutert. Der Heimweg war easy, das Ende des Tages aber umso besser. Erst der klassische Sundowner am Strand, dann ein Vesper, wie es sich für echte Schwaben auch im Ausland gehört: Salami (nicht vom Würzbacher Metzger unseres Vertrauens!!!), festes Brot, Käse und ein Bier. Die letzte Nacht im Camper war ganz angenehm, immerhin hatten wir ja schon Übung im Verräumen des Gepäcks.
Kikkipedia – Port Arthur:
Das ehemalige Gefängnis gehört zu den Monumenten der ehemaligen Sträflingskolonie Australien. Ganz makaber fanden wir, dass man sich wegen der Bedeutung und Bekanntheit auch mit dem Massaker aus 1996 rühmt, als ein Amokläufer 35 Menschen tötete und weitere 37 verletzte. Das muss nun wirklich nicht sein, dass man deshalb eine historische Gedenkstätte in ihrer „Bewertung“ versucht aufzuwerten. In den Jahren 1833 bis 1877 wurde Port Arthur als Gefängnis der britischen Fahne genutzt, danach war es schon ein touristisches Ziel. Uns selbst haben die Gebäude rings rum sehr gut gefallen, wo man verschiedene Zeiten „erhalten“ hat, so unter anderem das Haus des Kommandanten oder einige Wohnhäuser. Wie gesagt, man muss es schon gesehen haben, wenn man nach Tasmanien kommt, aber ohne den Nationalstolz bzw. das Nationalverständnis (ehemalige Sträflingskolonie der britischen Krone) erlebt man den Spirit nicht.
11-12-2011
Nach dem Aufstehen und „Leeressen“ haben wir zeitig den Camper am Flughafen abgegeben und uns auf unseren Flug vorbereitet, der dann leider fast eine Stunde später ging. In Melbourne dann ab zur Mietwagenstation, Auto übernommen – ein knallroter Hyundai i45, und ab Richtung Apollo Bay, welches wiederum direkt auf der Great Ocean Road liegt. Nach den ersten schwerfälligen rund 100 km ist es dann passiert: wir haben einen trockenen Mund bekommen, weil wir die Lippen nicht mehr zusammen brachten – diese Straße ist phänomenal!!! Wir haben versucht das in Bilder zu fassen, aber das wird es vermutlich nicht rüber bringen können. Der wahre Hammer, wunderschön bei untergehender Sonne, mal direkt an der Brandung, dann wieder 100 Meter überm Strand – das einzige was wir vermissten war ein TTS, aber bitte in der offenen Variante. Das nächste Highlight dann unsere Unterkunft: Clearwen Retreat, so ca. 6 km ab vom Schuss, auf dem angeblich höchsten Berg über Apollo Bay. Nur per Schotterpiste zu erreichen und wirklich abgelegen. Nach dem Check-in haben wir uns spontan entschieden im Ort noch eine Take-away Pizza (mit ganz vielen dieser kleinen Biester die nachts die Kleidung enger nähen!!!) und eine Flasche Wein zu holen, auf der Fahrt nach unten sind uns dann noch rd. 8 Roos (also Kängaruhs) über den Weg gehüpft. Das abendliche Candle-Light-Dinner auf der Terrasse wurde dann mit einem Blick aufs Meer und unglaublich vielen Vogelstimmen umrahmt…